Holzhausen

Im Hause Limpurg vor 1406

Ev., in den beiden jüngsten Generationen kath. -- Die älteste aller heute lebenden Frankfurter Familien (auch wenn die heutigen Familienmitglieder in Österreich residieren) und die älteste aller Alten-Limpurger Familien.

Heinrich gen. v. Holzhausen (+ 1259) ist seit 1255 als Schöffe in Frankfurt urkundlich nachweisbar. Das Geschlecht war führend im Patriziat und im Rat von Frankfurt. Mindestens 66mal waren über 30 Angehörige des Geschlechts Bürgermeister, sehr viele Ratsherren und Schöffen, einer, Johann Georg v. Holzhausen, Stadtschultheiß. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts beteiligte sich die Familie am Großhandel. Die Familie hatte verschiedene Stadtwohnungen, u. a. seit dem 14. Jahrhundert den Pfuhlhof am Roßmarkt, das wehrhafte Haus "zum Fürsteneck" an der Fahrgasse, das "zum Goldstein" hinterm Römer und 1493 bis 1598 den Trierschen Hof (Münzhof, in Pacht vom Kurfürsten von Trier), in dem Hamman v. Holzhausen und seine Nachkommen wohnten. Die Holzhausen-Öde, ein Gutshof im Norden der Stadt, kam spätestens 1474 als Erbschaft aus der Familie Lichtenstein an die Holzhausen. Im Vorfeld der Stadtbefestigung gelegen, wurde der Hof mehrmals bei Belagerungen zerstört (1552, 1635/36), aber immer wieder aufgebaut. Das Wasserschlösschen wurde 1727 durch den Darmstädter Baumeister Louis Remy de la Fosse neu errichtet. Es war seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts dauernder Wohnsitz der Familie. 1917 vermachte der Letzte des Frankfurter Zweigs der Familie, Adolph Frhr. v. Holzhausen, das Schlösschen an die Stadt Frankfurt.
Die von ihm errichtete "Holzhausen-Stiftung" für die Stadt Frankfurt wurde durch die Inflation 1923 und die Währungsreform 1948 schwer geschädigt. Erhalten blieben: die Familiengemälde (im Städel Museum), das Familienarchiv (im Institut für Stadtgeschichte, Stadtarchiv) und die Bibliothek (in der Universitätsbibliothek Frankfurt).
Erbbegräbnisse der Familie (benutzt bis 1783) befanden sich außer in der Peterskirche seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in der Michaelskapelle (1830 abgerissen) auf dem Friedhof nördlich am Dom (bis die Familie ihr in der Reformation die Stiftungen entzog), seit 1393 in der Weißfrauenkirche (1953 abgebrochen). 1477 war hier eine eigene Kapelle ("Holzhausen-Kapelle") angebaut worden. In der Holzhausenkapelle der Leonhardskirche ist das "hängende Gewölbe" mit den Holzhausen-Wappen im Salvatorchörlein erhalten geblieben. Durch ihre Verwandtschaft mit Stiftern des St. Katharinenstifts, der Patrizierfamilie Frosch (die Frau von Hamman v. Holzhausen war eine Enkelin des Stifters Engel Frosch, waren die Holzhausen Patrone und oft Pfleger dieses Stiftes. Es wurde in der Reformation zu einer Versorgungsanstalt für Witwen und unverheiratete Töchter aus Frankfurter Bürgerfamilien umgewandelt.

Schutzbrief und Wappenbestätigung vom Reichsregiment zu Esslingen für Hamman v. Holzhausen (Esslingen 1525). Schutzbrief von Kaiser Karl V. für Hamman und Justinian v. Holzhausen (Speyer 30.12.1530). Adels- und Wappenbestätigung von Kaiser Karl V. für Justinian v. Holzhausen (Brüssel 21.1.1549). (Das Wappen wurde 1550 von Hans Sebald Beham gemalt. [1]) -- Bestätigung des Schutzbriefs von 1530 durch Kaiser Karl V. für Justinian v. Holzhausen (Augsburg 28.4.1551).
Kaiserliche Bestätigung des Freiherrnstandes für Hieronymus v. Holzhausen (bei Ernennung zum K. K. österr. Kämmerer 29.6.1754). -- Anerkennung des Freiherrnstandes durch Reskript des preuß. Heroldsamts für Alexis Freiherrn v. Holzhausen (Berlin 18.5.1894). -- Österr. Prävalierung des Freiherrnstandes für die Brüder Friedrich, Ludwig und Hermann Freiherren v. Holzhausen (Wien 25.6.1909).


Fußnote(n):
[1] Der bedeutende Maler und Kupferstecher Hans Sebald Beham aus Nürnberg wohnte seit 1532 in Frankfurt und starb hier 1550 in der Leonhardspforte. Das von ihm gemalte Holzhausen-Wappen ist sehr gut abgebildet in: Schilling, 1929, S. XIV. Abbildung auch bei Franz Lerner, 1953a, S. 97. -- Zu Sebald Beham siehe NDB, Bd. 2 (1955) S. 4ff. -- AKL VIII, S. 291ff.


Literatur:
Arthur Kleinschmidt, Die Herren und Freiherren v. Holzhausen in Frankfurt a. M. (Dessau 1908).
Franz Lerner, Gestalten aus der Geschichte des Frankfurter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen (Frankfurt 1953) (mit vielen Porträts und Porträt-Nachweisen).
Franz Lerner, Beiträge zur Geschichte des Frankfurter Patriziergeschlechtes von Holzhausen (Frankfurt 1953) (Exkurse; mit Lageplan der Stadtwohnungen).
Heinz Merling, Neue Tatsachen zur Herkunft und Frühgeschichte des Frankfurter Patriziergeschlechts v. Holzhausen, in: Hessische Familienkunde, Band 2 (1953) Sp. 273-282 (die hier zitierten Belege bedürfen der Überprüfung).
Heinz F. Friederichs, Sippe und Amt in der Reichsstadt Frankfurt. Die Alten-Limpurger Sippe von Holzhausen, in: Genealogie, 13. Jg. (1964) S. 49-62.
Herbert Zimmermann, Urkundenbeiträge zur Geschichte von Holzhausen v. d. H. -- vom Hochmittelalter bis zum 30jährigen Krieg, in: Suleburc Chronik Geschichtsblätter des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Seulberg e. V. (9. Jg., Friedrichsdorf/Ts. 1978) S. 25ff.
Adelslexikon, Bd. V (1984).
GHdA, Frhrl. Häuser, XVIII (1995).
Wolfgang Klötzer, Vom patrizischen Selbstverständnis zur Bürgerstiftung -- 600 Jahre Holzhausenschlößchen, in: ders, 2000, S. 161-174.
Stammtafel der Familie v. Holzhausen, konzipiert von Andreas Hansert, gestaltet von Brigitte Sternberger (Frankfurt 2000) (Beilage zu Hansert u. a., 2000).

Abkürzungsverzeichnis